Susanne Cirkel Works

Frank Scheidemann, M.A.


/  Susanne Cirkel beschäftigt sich in ihren Arbeiten seit Jahren mit Farbkombinationen. Ihre Bilder wirken zunächst hermetisch, tiefgründig, leise, zurückhaltend bis still in ihrer offensichtlichen Vermeidung lauter Töne. Die Arbeiten entziehen sich einer schnellen Bestandsaufnahme, verweigern sich einer regiden Aneignung. Sie zwingen den Betrachter zur Stille und werfen ihn auf sich zurück. Sie wollen nicht gleich erkannt werden, sie wollen erspürt, erkundet, langsam entdeckt werden. Sie machen neugierig auf mehr und verunsichern uns gleichzeitig in unserer routinierten Weltaneignung.

/  Susanne Cirkel präsentiert in ihren Werken eine Farbwelt ganz besonderer Art. Die Farbflächen werden langsam zu Farbräumen, die unterschiedlichen Farbwerte verändern sich bei der genaueren Betrachtung, manche Partien werden dunkler, andere hellen sich auf. Es entstehen Kontraste, wo wir zunächst keine vermutet haben, andere Bildteile treten in den Hintergrund, verschwimmen oder tauchen wieder auf. Die Farben, die wir zunächst als dominierend empfunden hatten, verlieren an Prägnanz, andere Farbwerte, die wir gar nicht wahrgenommen haben, rücken ins Blickfeld, erhalten Glanz und verschwinden wieder.

/  In manchen Bildern verschwimmen die verschiedenen Farbtöne zu Harmonien, die mit Worten kaum zu fassen sind. Andere beinhalten eine Sogwirkung, ziehen unseren Blick immer wieder in die Weite eines Tiefenraumes, der uns unendlich, aber auch unerklärlich scheint. Der Prozess des Betrachtens wird in den Arbeiten Susanne Cirkels genauso thematisiert wie der Prozess des Herstellens selbst.In immer wieder neu aufgelegten Lasuren entstehen die Bilder in einem Prozess des sich Hineinfindens und Hineinspürens.

/  Jede Arbeit verlangt eine andere Herangehensweise, entwickelt eine eigene Dynamik des Entstehens. Ausschlaggebend für Farbwahl, Format und Thema sind die ganz eigenen Erfahrungen der Künstlerin. Dabei spielen nicht nur erlebte und gesehene Farben und Farbzusammenhänge eine Rolle, ganze Sequenzen aus ihrem Leben können in die Bilder einfließen.

/  Es sind deshalb nicht die Farben und Farbklänge allein, die sie bewegen, sondern vor allem die damit verbundenen Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle, die den Schlüssel zu ihren Bildern liefern. Ihre Herangehensweise ist deshalb eine sehr persönliche, verinnerlichte, ja geradezu existenzielle. Die Arbeiten Susanne Cirkels spiegeln deshalb mehr als nur die Auseinandersetzung mit Farbharmonien und Farbkompositionen: Es sind erlebte Rudimente einer Erinnerungskultur, die ausschnitthaft in ihren Werken aufscheint.

/  Die Farben in den Bildern sind gleichzusetzen mit Tagebucheintragungen, und genau wie diese wollen die Farben so formuliert sein, dass sich im Nachhinein ein Bild der Erinnerung ergibt. Dabei müssen diese Erinnerungen gar nicht vollkommen konkret wiedergegeben werden, es reicht, wenn die Farben als Spiegel der Seele Verbindungen knüpfen zu der vergangenen Zeit. Und damit wären wir bei einem weiteren Aspekt in den Arbeiten Susanne Cirkels: der Zeit. Genauso lange, wie sie für das Nachempfinden des Vergangenen braucht, soll der Betrachter sich in die Bilder versenken. In einem fast meditativen Akt des Sehens können wir zwar nicht den erinnerten Bedeutungen der Künstlerin nachspüren, uns aber selbst auf die Suche nach den eigenen Erinnerungen und Empfindungen machen.